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Thesen für Entscheider

Thesen zu On-Farm-Experimenten (OFE) für Entscheider

Die Qualität der Agrarforschung ist für die Zukunft der Agrar- und Ernährungswirtschaft von entscheidender Bedeutung. Wissenschaftliche Versuche nehmen dabei eine Schlüsselstellung im Erkenntnisprozess ein. Bei der Wahl des geeigneten Versuchstyps geht es dabei immer um die Verbindung von möglichst praxisnahen Bedingungen bei gleichzeitiger Sicherstellung einer hohen Genauigkeit der Versuchsdurchführung. Der Parzellenversuch stellt hier einen akzeptierten Kompromiss dar, was seine hohe Verbreitung und Bedeutung heute als auch für die Zukunft begründet. Technische Entwicklungen ermöglichen aber stärker als in der Vergangenheit eine Versuchsdurchführung auch unter Produktionsbedingungen. Dieser als On-Farm-Experiment (OFE) bezeichnete Versuchstyp ermöglicht grundsätzlich auch Experimente auf praxisüblichen Ackerflächen mit einer ähnlichen Maschinenausstattung wie in der landwirtschaftlichen Primärproduktion durchzuführen. Der mit der Nähe zu praktischen Produktionsbedingungen verbundene Vorteil gegenüber Parzellenversuchen ist aber nur nutzbar, wenn man auch OFE als einen Versuchstyp begreift, für den die gleichen biometrischen Grundsätze gelten, wie für jeden anderen Versuchstyp auch. Nur bei deren Einhaltung ist eine verallgemeinerungsfähige Interpretation der Ergebnisse und Rechtfertigung der auch mit OFE verbundenen Kosten zu erwarten.

In Thesen zusammengefasst bedeutet das:

 

  1. OFE ist ein Versuchstyp, bei dem Forschungsergebnisse unter Praxisbedingungen bewertet werden. Damit rücken OFE zunehmend in das Interesse.
  2. Da OFE unter Praxisbedingungen erfolgen, bieten OFE-Ergebnisse das Potenzial der Übertragbarkeit auf einen größeren Anwendungsbereich als die Ergebnisse aus Parzellenversuchen. Die Einheitlichkeit der Versuche ist bei OFE dagegen schwieriger zu sichern.
  3. Ein OFE (ein Jahr, ein Schlag) bietet nur eine begrenzte Aussage - nur Ergebnisse aus einer Versuchsserie sind verallgemeinerungsfähig. Eine Versuchsserie ist sorgfältig über mehrere Betriebe und/oder Schläge zu planen.
  4. Die Prinzipien zur Durchführung von Versuchen (Randomisation, Wiederholung, Blockbildung) gelten auch für OFE. Nur deren Einhaltung sichert Auswertbarkeit und Interpretierbarkeit der Ergebnisse.
  5. Die Spezifik von OFE muss sich in den verwendeten Versuchsanlagen widerspiegeln, wobei zusätzlich die jeweilige Aufgabenstellung zu beachten ist.
  6. Die anzuwendenden statistischen Schlüsse zur Auswertung der erhobenen Daten müssen bereits bei der Planung und Durchführung von OFE beachtet werden.
  7. Wegen der oft schwieriger zu gewährleistenden Einheitlichkeit der Versuchsbedingungen und entsprechend zu beachtenden Störgrößen ist bei der Auswertung von OFE-Daten besondere Sorgfalt notwendig. Hier muss ein statistisches Modell gewählt und auf seine Eignung geprüft werden.
  8. Die gerade bei OFE zu beachtende Komplexität bei Versuchsplanung, -durchführung, und -auswertung erfordert eine Unterstützung der durchführenden Betriebe durch externe Experten.
  9. Die Sicherung einer hohen Qualität der Messwerte erfordert eine ständige Überprüfung der Messgeräte durch qualifiziertes Personal.
  10. OFE sind nicht zwingend mit geringeren Kosten gegenüber anderen Versuchstypen verbunden. In jedem Fall werden jedoch die aufzuwendenden Kosten nur dann zu rechtfertigen sein, wenn die Prinzipien zur Planung, Durchführung und Auswertung von Versuchen auch bei OFE berücksichtigt werden. Nur dann kann von OFE der gewünschte Informationszuwachs geliefert werden.